Technik

(Endlich) neue iPads – Gedanken zum Line-up 2024

Das iPad ist und bleibt ein spannendes Gerät. Es oszilliert irgendwo zwischen Mac und iPhone und Apple kann sich scheinbar auch nach vierzehn Jahren nicht entscheiden, wo das iPad hin soll. Nach eineinhalb Jahren Funkstille rund um den Tablet-Computer wurde am Dienstag in London der jüngste Zuwachs im iPad Line-up für 2024 präsentiert.

Die letzten Updates hat das iPad im Herbst 2022 bekommen. Damals gab es Aktualisierungen für die beiden iPad-Pro-Modelle. Seither war es in Sachen iPad still geworden, mal abgesehen von den jährlichen Updates für iPadOS. Deshalb rankten sich in letzter Zeit schon die sagenhaftesten Geschichten um das, was Apple als Nächstes mit dem iPad vorhaben könnte und vor allem wann?

Keine Überraschungen

Am Dienstag war es dann endlich so weit. Das bange Warten hatte ein Ende gefunden und ebenso die Spekulationen. Zu einer für Apple unüblichen Uhrzeit am helllichten Nachmittag nach mitteleuropäischer Sommerzeit wurde in einer knapp vierzig minütigen Videopräsentation das iPad Line-up für 2024 samt neuem Zubehör vorgestellt.

Soweit gab es keine großen Überraschungen, die wesentlichen Neuerungen sind vorab schon durchgesickert. Die jedenfalls beeindruckenden technischen Daten müssen hier nicht ein weiteres Mal aufgelistet werden. Aber es darf erwähnt werden, dass es nicht nur ein Upgrade bestehender Geräte war, sondern im neuen iPad Pro mit dem Apple Silicon M4 auch ein ganz neuer Prozessor erstmals in einem iPad seine Premiere feiert. Und das neue Ultra Retina XDR-Display mit Tandem OLED Technologie, das Apple nun in den iPad-Pro-Modellen verbaut, ist an Bildqualität derzeit nicht zu überbieten.

Verwirrende Schönheit

Allen vier neuen iPad-Modellen ist designtechnisch gemeinsam, dass die FaceTime-Kamera im Geräterahmen von der kurzen auf die lange Seite des Tablets verschoben wurde. Das erleichtert die Nutzung des iPad im Querformat – dem sogenannten Landscape Modus – vor allem bei Videokonferenzen deutlich. Aber die Transformation zu einem Landscape Device ist noch nicht vollständig abgeschlossen, denn das Apfel-Logo auf der Rückseite orientiert sich auch bei den neuen Geräten weiterhin hartnäckig am Hochformat.

Ansonsten lassen sich die aktualisierte iPad-Modelle in vier Worten charakterisieren: schlanker, leichter, schöner und verwirrender. Verwirrend ist nämlich, dass das iPad Air ganz entgegen seinem aus der Produktbezeichnung entspringendem Image indessen dicker und schwerer als das iPad Pro ist.

Biegen und brechen

Dass insbesondere die neuen iPad-Pro-Modelle aufgrund ihrer geringen Gehäusestärke dazu neigen könnten, sich leicht zu verbiegen, muss man vermutlich nicht befürchten. Dahingehende Tests werden nach dem Verkaufsstart in der kommenden Woche mit hoher Wahrscheinlichkeit auf diversen YouTube-Kanälen zu sehen sein. Das wird dann mitunter auch für Kopfschütteln sorgen, genauso wie eines der Videos, die Apple im Zuge der Präsentation eingespielt hat.

Mit dem Crush!-Video wollte Apple veranschaulichen, was alles durch das neue iPad Pro ersetzt werden kann. Diese Gegenstände werden im Video von einer großen Schrottpresse zerquetscht und zu einem iPad zusammengepresst. Im Internet und in diversen Medien wird das Video teilweise heftig kritisiert.

Der Preis ist heiß

Die neuen iPads orientieren sich im Großen und Ganzen an den bisher auch schon hohen Preisen. Während das iPad Air je nach Größe und Konfiguration zwischen 699 und 1.749 Euro über den Ladentisch wandert, muss man für das iPad Pro deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die 11-Zoll-Variante ist in Österreich ab 1.199 Euro zu haben, das 13-Zoll-Modell startet bei 1.549 Euro. Und in der Maximalvariante mit der Vollausstattung muss man für das iPad Pro dann immerhin 3.139 Euro hinblättern. Wohlgemerkt ohne AppleCare und Zubehör.

Apropos Zubehör. Auch da langt Apple wieder kräftig zu. Das neue Magic Keyboard kostet 349 Euro in der kleinen und 399 Euro in der großen Variante. Der neue Apple Pencil Pro ist im Verhältnis dazu mit 149 Euro noch relativ günstig.

Meine Wunschkonfiguration beinhaltet ein iPad Pro mit 13-Zoll-Display mit Standardglas, 512 GB Speicherplatz, Wi-Fi sowie Magic Keyboard und kostet 2.198 Euro. Das ist fast gleich viel, wie ein aktuelles 13-Zoll MacBook Air kosten würde. Das 2.219 Euro teure MacBook Air ist dann allerdings mit der größten der drei zur Auswahl stehenden M3-Prozessorvarianten ausgestattet, sowie mit 1 TB SSD und 24 GB RAM.

Fazit

Dass das neue iPad Pro mein MacBook Air im Ein-Computer-Lifestyle ablöst, kann ich derzeit noch gänzlich ausschließen. Das ist allerdings weniger dem Preis geschuldet, als vielmehr der Tatsache, dass das iPad eben nur ein iPad ist und kein Computer. Einen besseren Computer als den Mac hat bisher noch niemand erfunden oder gebaut. Zwar hat es Apple mit dem iPad versucht, musste aber erkennen, dass das iPad den Mac nicht ersetzen kann. Denn die wahnsinnig schöne Hardware, die sich auf höchstem technischen Niveau bewegt, wird durch iPadOS brutal limitiert. Zu sperrig ist die Bedienung bei ganz alltäglichen Tätigkeiten, wie dem Dateimanagement und zu wenige Freiheiten bietet die Plattform, was individuelle Konfigurationen beispielsweise in der Menüleiste betrifft.

Und dass das neue iPad Pro im ebenfalls neuen Magic Keyboard vermutlich nach wie vor nicht im Clamshell-Modus bedient werden kann, wenn es an einen externen Bildschirm angeschlossen ist, oder sich – wenn überhaupt – nur widerwillig mit Druckern und anderer externer Hardware verstehen will, ist dabei ebenfalls zu berücksichtigen.

Es liegt also auch in diesem Jahr wieder einmal daran, was Apple an der WWDC im Juni für iPadOS 18 hervorzaubert. Ansonsten würde es beim bloßen Spec bump bleiben und jene bösen Zungen behielten recht, die behaupten, dass der Unterschied im iPad Line-up nicht zu erkennen sei, weil alle Geräte das Gleiche können – nämlich nichts.